Retinol | Der Anti-Aging-Wirkstoff auf dem Prüfstand

In den letzten Jahren hat sich der Wirkstoff Retinol in vielen Kosmetikprodukten etabliert und gilt als Wunderwaffe gegen Falten. Retinol kann jedoch mehr als die Faltenbildung reduzieren.

Retinol und die Auswirkung auf die Hautbarriere

Mit zunehmendem Alter kann die Schutzfunktion unserer Haut beeinträchtigt werden. Dies liegt oft daran, dass die Verbindungen zwischen den verschiedenen Hautschichten flacher werden und die Zellen, die für die Regeneration unserer Haut verantwortlich sind, sich nicht mehr so gut teilen. Dadurch wird die Fähigkeit unserer Haut, sich selbst zu schützen und zu reparieren, verringert.

Neue Studien zeigen, dass Retinoide den Wundheilungsprozess erleichtern, indem natürliche Wundheilungsprozesse gefördert und die epidermale Barrierefunktion verbessert werden. Retinoide haben Auswirkungen auf die Zelldifferenzierung, das Zellwachstum (Proliferation) und den Zelltod (Apoptose) und können die Aktivität der Zellen und das Wachstum der Hautzellen anregen, sodass unsere Haut dicker und stärker wird und gesünder aussieht.

Die Wirkweise von Retinol

Retinolderivate können durch die Zellmembranen dringen und im Zellinneren ihre Wirkung entfalten. Sobald sie sich in den Zellen befinden, binden sie an die spezifischen Rezeptoren der Lymphozyten, die für die Immunantwort verantwortlich sind. Dadurch unterstützen Retinoide das Wachstum von Immunzellen.

Neben der Immunantwort werden Entzündungsregulatoren der Haut aktiviert, sodass die Matrix-Metalloproteinasen (MMP-1) in der Lederhaut (Dermis) gehemmt werden, die die Kollagen- und Elastinbildung herunterregulieren. Dadurch bleibt Kollagen und Elastin vorhanden und wird zusätzlich neu gebildet.

Zudem werden Wachstumsfaktoren der obersten Hautschicht (EGF) und Zellen zur Signalweiterleitung (TGF-β) aktiviert, die die Gewebereparatur in Gang setzen. Durch die Regulierung wird das Wachstum und die Differenzierung von hornbildenden Zelle (Keratinozyten) angeregt, sodass die Verdichtung der Hornschicht und die Ablagerung von Hyaluronsäure zunimmt.

Insbesondere die Retinolsäure, eine weitere Art der Retinoide, spielt eine entscheidende Rolle in diesem Prozess, da sie die Bildung von Gewebe- und Zellproteinen anregt und die Vermehrung von Keratinozyten fördert. Dies führt zu einer glatteren Haut und einer verbesserten Hautstruktur.

Retinoide beeinflussen ebenso die Aktivität von Melanozyten, in denen das Enzym Tyrosinase vorhanden ist. Die Tyrosinase, welches das Farbpigment Melanin produziert, wird gehemmt, sodass der Melanosomentransfer blockiert wird. Durch den gehemmten Pigmenttransport, werden Hyperpigmentierungen reduziert.

Zudem kann die Talgproduktion in den Talgdrüsen reduzieren und die Haut wird weniger fettig, was auch Akne reduzieren kann.

Retinol in Hautpflegeprodukten

In kosmetischen Produkten werden verschiedene Retinoide und deren Derivate eingesetzt. Die verschiedenen Retinolformen beeinflussen verschiedene Prozesse im Körper und unterscheiden sich in kosmetischen Produkten anhand ihrer Verträglichkeit und Wirksamkeit. Eingesetzte Retinole in der Kosmetikindustrie beruhen auf ...

  • der Förderung der Keratinozytenvermehrung und Kollagensynthese,
  • der Verbesserung der epidermalen Barriere,
  • der Hemmung des Kollagenabbaus, 
  • der Reduzierung des transdermalen Wasserverlusts (TEWL) und
  • der Beschränkung der Metalloproteinase-Aktivität.

Retinol selbst, weist eine bessere Verträglichkeit auf als Retinolsäure und zeigt bei der Anwendung weniger Rötungen, Erytheme und Schuppungen. Das Retinal, auch Retinaldehyd genannt, welches eine Retinsäurevorstufe ist, zeigt eine Verbesserung feiner und tiefer Falten wohingegen Carotinoide, eine Vorläuferform des Vitamins A, hautbefeuchtende Eigenschaft in kosmetischen Mitteln aufweist.

In der Kosmetik werden häufig nanotechnologische Ansätze wie liposomale Verkapselung eingesetzt. Sie können …

  • die chemische und photochemische Stabilität des Retinols verbessern,
  • die Durchdringung (Penetration) erhöhen,
  • eine veränderte Freisetzung des Wirkstoffs am Wirkort zu bewirken und
  • eine zufriedenstellende Wirksamkeit bei minimaler Hautreizung zu erzielen.

Liposome sind Vesikel, die aus einer lipidhaltigen Doppelschicht bestehen, ähnlich wie unsere Hautmembran. Durch die membranartige Struktur können Inhaltsstoffe eingeschlossen und innerhalb des Zielortes eingeschleust werden.  

Retinol in der DERMASENCE Hautpflege

Die positiven Wirkweisen des Retinol werden in die DERMASENCE Hautpflege integriert. Das DERMASENCE Hyalusome Retinol Serum plus enthält zwei Retinoidformen, das Retinyl Palmitate (eine Vorstufe von Retinol) und das Retinol. Durch die Verkapselung des Retinols wird das Produkt gegenüber UV-Strahlung stabilisiert und kann tiefer in die Haut eindringen. Zudem wird durch die Verkapselung das Retinol kontinuierlich in die Haut abgegeben, sodass die Wirkkraft über einen längeren Zeitraum anhält.

Durch die Anwendung der verschiedenen Derivate und der Zugabe von Bakuchiol weist das Retinolprodukt eine besonders hohe Verträglichkeit auf. Neben Retinol kann Bakuchiol die Hautzellerneuerung verbessern und feine Trockenheitsfältchen und Hyperpigmentierungen reduzieren. Diese Wirkstoffkombination in einer besonders reizarmen Formulierung macht es möglich, dass das Produkt morgens und abends angewendet werden kann. Nach einer Gewöhnungs- oder Einschleichphase kann es täglich aufgetragen werden. Bitte beachte, dass tagsüber immer ein Produkt mit Lichtschutzfaktor dazu kombiniert werden sollte, um den schädlichen Wirkungen der UV-Strahlung vorzubeugen.

Quellen

  • Vitamin-A-Update: Formen, Quellen, Kinetik, Nachweis, Funktion, Mangel, therapeutischer Nutzen und Toxizität - PubMed (nih.gov))
  • Vit_A_pc-2_2015_keller.pdf (aestheticvisions.de))
  • Cosmeceuticals: Die Beweise hinter den Retinoiden | Zeitschrift für ästhetische Chirurgie | Oxford Akademiker (oup.com)
  • Verwendung von Retinoiden in topischen Anti-Aging-Behandlungen: Eine fokussierte Überprüfung der klinischen Evidenz für konventionelle und Nanoformulierungen - PMC (nih.gov)
  • Retinoids in the treatment of skin aging: an overview of clinical efficacy and safety - PubMed (nih.gov)
  • Carazo, A., Macáková, K., Matoušová, K., Krčmová, L. K., Protti, M., & Mladěnka, P. (2021). Vitamin A Update: Forms, Sources, Kinetics, Detection, Function, Deficiency, Therapeutic Use and Toxicity. Nutrients, 13(5), 1703. doi.org/10.3390/nu13051703
  • O'Byrne, S. M., & Blaner, W. S. (2013). Retinol and retinyl esters: biochemistry and physiology. Journal of lipid research, 54(7), 1731–1743. doi.org/10.1194/jlr.R037648
  • Szymański, Ł., Skopek, R., Palusińska, M., Schenk, T., Stengel, S., Lewicki, S., Kraj, L., Kamiński, P., & Zelent, A. (2020). Retinoic Acid and Its Derivatives in Skin. Cells, 9(12), 2660. doi.org/10.3390/cells9122660

Autorin

Anna Tersteeg, Kosmetikwissenschaftlerin

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