Das Märchen von den bösen Schlacken | Muss unsere Haut wirklich detoxen?

Entschlacken, entgiften, detoxen! Der Trend aus den USA ist längst hier in Deutschland angekommen. Von grünen Gemüsesäften bis zur Kräutertee-Kur ist das Angebot riesig, um unseren Körper mal so richtig aufzuräumen. Die Produkte versprechen intensive Reinigung, sollen überflüssige Pfunde purzeln und uns von innen heraus strahlen lassen. Häufig machen Saft-Kuren und Co aber lediglich das Portemonnaie schlanker, eine langfristige Wirkung auf den Körper konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Auch zur Entgiftung der Haut ist das Angebot vielfältig. Viele Hersteller bieten spezielle Cremes und Detox-Behandlungen an. Ist Detox für die Haut aber überhaupt notwendig? Unsere äußere Hülle dient einerseits als Barriere zur Umwelt, andererseits ist sie auch Austauschorgan. Dies ist eine mögliche Begründung, warum Haut-Detox funktionieren könnte. Warum eine Entgiftungskur aber nur bedingt wirkungsvoll ist, erfährst du in diesem Artikel.

Wie der Körper Giftstoffe los wird

Unser Körper verfügt bereits über eine ausgeklügeltes Entgiftungssystem: Über Leber, Nieren, Lunge und das Verdauungssystem wird alles abtransportiert, was für die Körperfunktionen nicht notwendig ist und was im Rahmen von Stoffwechselprozessen anfällt und der Körper nicht mehr benötigt. Und dieser Vorgang funktioniert ganz ohne Kur! Über die Haut wird lediglich über Schweiß- und Talgdrüsen Sekret an die Oberfläche gegeben.

 

Erfindung „Schlackenstoffe“

Schlacken, also Rückstände, die sich im Körper und auch in der Haut anlagern sollen, gibt es nicht – da sind sich Medizin und Forschung einig. Bei einer normalen Köperfunktion werden alle unnötigen Stoffe automatisch abtransportiert. Gerade in der Haut ist es, weil sie eben auch ein Austauschorgan ist, das sich dazu noch stetig erneuert, nur bedingt möglich, dass sich Stoffe anlagern.

Die Ursachen für „schlechte“ Haut sind häufig andere

Dass Schlackenstoffe für eine unreine Haut oder Cellulite verantwortlich sind, ist nicht richtig. Natürlich wird das Hautbild durch unsere Lebensweise, die Ernährung und weitere Faktoren beeinflusst. Auslösefaktor für Akne und Co sind aber andere Ursachen: Von innen heraus wirken Faktoren wir beispielsweise der Hormonhaushalt auf die Haut ein. Aber auch von außen gibt es Auslöser für Akne, zum Beispiel zu viel Sonne. Zusammen greifen diese internen und externen Gegebenheiten wie Zahnräder ineinander und beeinflussen die Hautgesundheit.

 

Gesunde Ernährung und gezielte Pflege für eine gesunde Haut

Wer auf Weißbrot, Softgetränke und Junk-Food verzichtet und stattdessen viel grüne, unverarbeitete Nahrungsmittel und ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser zu sich nimmt, tut seiner Haut sicher was Gutes. Süßigkeiten und Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index (die den Blutzucker also schnell in die Höhe treiben) können zur Entstehung von Hautunreinheiten beitragen.

Auch eine ausgeglichene Lebensweise mit Entspannung und Sport unterstützt gesunde Körperfunktionen und fördert langfristig eine gesunde Haut. Verfällt man aber danach in die andere extreme Lebensweise zurück, wirkt der „Detox“ wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Neben Ernährung und Sport wirkt sich auch eine individuelle Hautpflege positiv aus. Der Grund: Gezielte Wirkstoffe können die Haut bei ihrer Regeneration unterstützen. Aber auch hier gilt: Bitte nicht in kurzen Etappen, sondern langfristig denken!

Fazit

Beschäftigt man sich mit Hautpflege, so ist es sicher ratsam, das große Ganze zu betrachten. Bedenkt bitte, dass sowohl innere als auch äußere Faktoren die Hautgesundheit beeinflussen. Daher ist eine ausgeglichene Lebensweise mit einer vollwertigen Ernährung, genügend Schlaf und Bewegung und die richtige Hautpflege die Schlüssel für eine gesunde Haut.

Quellen

  • Ernst, E. "Alternative detox." British medical bulletin 101.1 (2012): 33-38.
  • Klein, A. V., and H. Kiat. "Detox diets for toxin elimination and weight management: a critical review of the evidence." Journal of human nutrition and dietetics 28.6 (2015): 675-686.

Autorin

Anna Tersteeg, Kosmetikwissenschaftlerin

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